Schafe und Ziegen können auf den magersten Wiesen, Feldrainen, Wegrändern und anderen nicht zum Ackerbau geeigneten Flächen gehalten werden. Aber um eine adäquate Leistung, wie mehrere gesunde Lämmer, Milch oder hohe Mastzunahmen zu erreichen, müssen auch Schafe und Ziegen mit leistungsgerechtem Futter versorgt werden.
Durch den Pansen und die anderen Vormägen sind Wiederkäuer in der Lage, rohfaserreiches Futter (z. B. Heu und Stroh) von Mikroorganismen zu Mikrobenprotein und flüchtige Fettsäuren (Essigsäure, Propionsäure und Milchsäure) zu verstoffwechseln. Die Fettsäuren werden in Energie umgesetzt. Das Verhältnis von Energie und Protein sollte sich im Gleichgewicht befinden, um den Mikroorganismen beste Voraussetzungen zu bieten. Eine Abweichung würde zur Verschiebung der pH-Wertes im Pansen führen, welcher im Optimalfall zwischen 6 und 7 liegt. Kohlenhydrate, wie Getreide und Mais führen zu einer Verschiebung des pH-Wertes in den sauren Bereich. Proteine, wie junges Gras bringt den pH-Wert in den alkalischen Bereich.
Der Pansen wirkt wie eine „Biogasanlage“ und die darin befindlichen Mikroorganismen sind hochspezialisiert. Bei einem plötzlichen Futterwechsel müssen sich die Mikroben an das veränderte Futterangebot adaptieren. Durch die damit verbundene pH-Wertänderung sterben bestimmte Mikroben ab, andere werden vermehrt gebildet. Dies führt zu einer Veränderung im Verhältnis der flüchtigen Fettsäuren und damit zu Stoffwechselstörungen und Imbalance der Verdauung. So kann ein Futterwechsel von Gras auf Körner zum Abfall des pH-Wertes führen. Daraus kann eine Pansenazidose entstehen.
Ein abruptes Verschieben des Gleichgewichts der Mikroben führt zu einem Mangel an Nährstoffen im Körper, einer Körperfettmobilisation und damit zu einer Leberbelastung.
Der Bedarf an Energie und Protein ist abhängig vom Lebendgewicht der Tiere. Je 10 kg Lebendgewicht steigt der Energiebedarf um 1,1-1,2 MJ ME und Rohproteinbedarf um 10 g.
Ein weiterer Faktor ist die Nutzung des Tieres, Mast oder Milchgewinnung. Auch die Leistung des jeweiligen Tieres spielt eine Rolle. Dabei unterscheidet man Jungtiere, güste Alttiere, tragende (Einling- oder Mehrlingsträchtigkeit) oder säugende Tiere. Limitiert wird die Futteraufnahme von der Größe des Pansens. In der fortgeschrittenen Trächtigkeit verdrängt der Fötus den Pansen, bei einer Mehrlingsträchtigkeit verschärft sich dieses Problem. Im letzten Monat der Trächtigkeit kann die Futteraufnahmekapazität um bis zu 20 % sinken. Deshalb ist es gerade in dieser Phase wichtig, dass dem trächtigen Tier Futter vorgelegt wird, das den erhöhten Energie- und Eiweißbedarf decken kann. Oft ist die Grobfutterqualität dafür nicht ausreichend.
Bei hochtragenden Tieren sollte die Ration dann mit Kraftfutter aufgewertet werden. Um einen weiteren Futterwechsel zu vermeiden, sollte diese Ration auch an die Muttern in der Säugezeit verfüttert werden. Der Kraftfutteranteil sollte nie mehr als 40% der Gesamtration betragen.
Energiebedarf Schafe (70 kg Lebensmasse) | |||
Futteraufnahme kg TM | Energie MJ ME | Rohprotein g | |
güst oder niedertragend | 1,1-1,4 | 10,4 | 120 |
hochtragend (letzte 6 Wo.) | |||
mit einem Lamm | 1,4-1,6 | 14,6 | 170 |
mit zwei Lämmern | 1,5-1,8 | 17,0 | 190 |
säugend (1.-8. Wo.) | |||
mit einem Lamm | 1,6-2,0 | 18,4 | 260 |
mit zwei Lämmern | 2,0-2,2 | 22,4 | 340 |
Energiebedarf Ziege (75 kg Lebensmasse) | |||
Futteraufnahme kg TM | Energie MJ ME | Rohprotein g | |
güst oder niedertragend | 1,0-1,3 | 11,5 | 106 |
hochtragend (letzte 6 Wo.) | 1,4-1,7 | 15,3 | 185 |
säugend (1.-8. Wo.) | |||
mit einem Lamm | 1,7-2,1 | 18,5 | 270 |
mit zwei Lämmern | 2,1-2,3 | 22,5 | 350 |
Nach Nähr- und Mineralstoffempfehlungen für Mastbullen, Schafe und Ziegen Landesbetrieb Hessen I/2015
Um die Tiere bedarfsgerecht zu füttern, ist es gut, wenn man die Inhaltsstoffe (Trockensubstanz, Rohfaser, Energie- und Proteingehalt) seiner Futtermittel kennt. Die Inhaltsstoffe können abhängig von Jahreszeit, Schnittzeitpunkt, Niederschlagsmenge usw. schwanken.
Mit Hilfe von einfachen Rationsrechnern, wie er z. B. von der „Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein“ online angeboten wird, kann man die Ration dem Bedarf der Tiere anpassen.
⇒ Link: Rationsrechner
Fazit:
– Schaffutter sollte wiederkäugerecht und leistungsgerecht sein
– Kenntnis über verwendete Futtermittel (Gehalt an Rohfaser, Energie, Protein)
– Hochtragende und säugende Tiere haben einen größeren Nährstoffbedarf
– Regelmäßige Berechnung der Rationen, um optimal zu füttern
– Regelmäßig den Ernährungszustand der Herde überprüfen z.B. über die Bestimmung des BCS
– Futterwechsel mit kleinen Mengen beginnen, Kraftfuttergaben auf mehrere Fütterungen
verteilen, vermeidet große Schwankungen in der Pansenflora