Infobrief – Flugling

Infobrief – Flugling

Liebe Imkerinnen und Imker,

haben Sie schon an die Jungvolkbildung gedacht?
Wir bekommen durch diese Maßnahme zwar nur eine überschaubare Anzahl von Milben aus den Altvölkern. Wenn man jedoch bedenkt, dass die Varroa-Population von Anfang April bis Ende August ca. sieben Reproduktionszyklen durchläuft und bis dahin aus einer Milbe leicht über 50 Exemplare werden, könnten später im Jahr genau diese Milben das Zünglein an der Waage gewesen sein.

Wie bilde ich einen Ableger, wenn ich nur einen Bienenstand habe?

Wie wir wissen, fliegen die Bienen an ihren Ursprungsort zurück. Einfach mehr Bienen als üblich in den Brutableger abzukehren, kann mal gut, mal weniger gut gelingen, zudem muss die Königin gefunden werden. Eine andere Methode ist es, einen Flugling zu bilden. Hierfür benötige ich weder einen zweiten Standplatz, noch muss nach der Königin gesucht werden. Die Nachteile: Man kann pro Volk nur einen Ableger bilden. Wollen Sie mit dem Flugling noch Honig ernten, bleibt nur die obligatorische Spätsommerbehandlung nach Trachtende. Ohne nachfolgende Honigernte empfiehlt sich in der brutfreien Phase eine Sprühbehandlung mit Milch- oder Oxalsäure.

Was ist ein Flugling?

Wenn Sie die mit Bienen besetzte Beute von ihrem Standort ein paar Meter verstellen und an den Ort der „alten“ Beute eine „neue“ Beute setzen, haben Sie einen Flugling gebildet. Natürlich muss darin etwas sein, das für weisellose Bienen äußerst attraktiv ist. Das wäre entweder eine Wabe mit Eiern bzw. jüngster Brut oder eine Königin.
Und so geht es:

  1. Wichtig ist, dass gutes Flugwetter herrscht und Sie den Flugling nicht zu spät am Tag bilden. Wir möchten ja, dass möglichst schnell, möglichst viele Bienen zurückfliegen.
  2. Stellen Sie ein starkes Volk, von dem Sie Nachkommen ziehen wollen, ein paar Meter entfernt vom alten Standort A auf den neuen Standort B.
  3. Eine saubere Beute kommt auf Standort A.
  4. Dem Volk auf Standort B entnehmen Sie zwei bis drei Brutwaben, aber nicht mehr als zwei Drittel der gesamten vorhandenen Brut, denn beide Teile müssen stark genug für die Einwinterung werden können! Mindestens eine Wabe im Flugling muss Eier oder jüngste Brut haben. Um sicherzugehen, dass die Königin nicht dabei ist, kehren Sie die Waben ab. Falls Sie die Königin auf einer anderen Wabe zufällig gesehen haben, können Sie die Pflegebienen natürlich auch auf den Waben lassen. Die entstandenen Lücken im Volk B, werden durch Leerwaben oder Mittelwände ersetzt.
  5. Jetzt hängen Sie die entnommenen Waben in die neue Beute auf Standort A. Die Flugbienen werden zurückkehren und die Brut pflegen. Es ist erstaunlich, dass so etwas möglich ist! Die alten Flugbienen können sich wieder zu Pflegebienen verjüngen, die Futtersaftdrüsen werden reaktiviert und die Brut wird gepflegt.
  6. Den Flugling füllen Sie mit Mittelwänden und achten Sie auf genügend Futterreserve. Wenn Sie Honigwaben anderer Völker zuhängen, können Faulbrutsporen übertragen werden. Daher sollten Sie zuvor eine Futterkranzprobe durchführen. Falls gefüttert werden muss, sollte dies erst am späten Abend erfolgen. Bei Ihrem Flugling und dem geschwächten Wirtschaftsvolk müssen die Fluglöcher eingeengt werden. Nach ca. 30 Tagen sollte der Ableger auf Weiselrichtigkeit überprüft werden.
  7. Sobald die neue Königin in Eiablage gegangen ist und die Zellen noch nicht verdeckelt sind, werden die mit Bienen besetzten Waben außerhalb der Flugzeit mit Milch- oder Oxalsäure besprüht.

Diese Art der Ablegerbildung genügt sicherlich nicht den Ansprüchen ambitionierter Imker, aber für diejenigen unter Ihnen, die wenige Völker an einem Ort haben, ist es eine sehr einfach anzuwendende Methode der Jungvolkbildung.

Gesunde Bienen und viel Spaß am Imkern
wünscht Ihnen

Tobias Dittmann

Fachberater für Imkerei

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