Die Leptospirose der Schweine ist eine bakterielle Erkrankung. Verursacht wird die Leptospirose durch Schraubenbakterien, den Leptospiren. Innerhalb der krank machenden Arten unterscheidet man insgesamt mehr als 200 Erregertypen, so genannte Serovare. In neueren Studien ließ sich das Serovar Leptospira Bratislava am häufigsten nachweisen, gefolgt von Leptospira Copenhageni und Leptospira Australis. Das Serovar Leptospira Pomona, das noch vor Jahren in den Schweinebeständen sehr verbreitet und für die die klinische Erkrankung der Sauen verantwortlich war, findet man jetzt nicht mehr so gehäuft.
Für die beiden Serovare Bratislava und Pomona gilt das Schwein als Hauptwirt und ist dadurch sehr empfänglich für diese beiden Erregertypen. Schweine, die diese Erreger aufgenommen haben können ein Leben lang infiziert bleiben, wenn die Erkrankung nicht behandelt wird.
Vorkommen und Übertragung
Als Erregerreservoire dienen wildlebende Säugetiere, insbesondere Mäuse und Ratten, ebenso wie Haustiere. Leptospiren persistieren lange in den Nieren und im Geschlechtsapparat. In feuchter und warmer Umgebung können Leptospiren lange überleben (kontaminierter Harn!). Über die Schleimhäute dringen die Erreger aktiv in den Organismus ein. Auch Infektionen über den Deckakt sind möglich.
In der Folge kommt es zu einer Bakteriämie, zur Bildung von Endotoxinen und Schädigung des Organismus, zu einer Leptospiurie, der Ausscheidung des Erregers über den Urin sowie einer Ausscheidung über Genitalflüssigkeit. Somit ist eine direkte und indirekte Übertragung des Erregers möglich.
Klinik
Leptospiren-Infektionen verlaufen in der Regel unspektakulär. Abgesehen von oft unbemerkten Fieberphasen und zeitweiliger Appetitlosigkeit ist den Tieren äußerlich meist nichts anzusehen. Der Verlauf der Leptospirose kann asymptomatisch, mild oder chronisch sein, wobei vor allem bei tragenden Sauen und Ferkeln klinische Symptome auftreten.
Wenige Wochen bzw. Tage vor der Abferkelung kommt es zu typischen Spätaborten mit anschließenden Fertilitätsstörungen der Sauen und die Geburt lebensschwacher Ferkel. Durch den langwierigen Krankheitsverlauf sterben die Früchte im Mutterleib nacheinander ab. Die Früchte weisen äußerlich blutig-sulzige Unterhautinfiltrationen auf. Bei endemischen Infektionen ist meist ein asymptomatischer Verlauf zu beobachten. Infektionen von Läufer und Mastschweinen zeigen wenig charakteristische Symptome und bleiben dadurch oft unbemerkt.
Die infizierten Schweine scheiden den Erreger in großen Mengen aus, was die Bekämpfung der Leptospirose in der Gruppenhaltung der Sauen deutlich erschwert.
Diagnostik
Eine Diagnosestellung anhand von klinischen Symptomen ist aufgrund des häufig asymptomatischen Krankheitsverlaufs unsicher. Die Isolierung des Erregers ist schwierig und dauert mehrere Wochen. Der Mikroagglutinationstest (MAT) ist die serologische Referenzmethode. Bereits wenige Tage nach einer Infektion werden Antikörper gebildet, deren Konzentration innerhalb von fünf bis sieben Tagen um ein Vielfaches ansteigen können. Der Antikörpernachweis über einen sind weitere ELISA oder der direkte Erregernachweis mittels PCR sind weitere diagnostische Nachweismethoden.
Bekämpfung
War in früheren Jahren die Sanierung des Bestandes über die Isolierung serologisch positiver Sauen und Antibiose das Ziel der Leptospirose-Bekämpfung, werden heute Sauenbestände oder Sauengruppen fast ausschließlich nur antibiotisch behandelt und abortierende Sauen der Schlachtung zugeführt. Ganz wichtig ist eine sorgfältige Schadnagerbekämpfung, da Ratten und Mäuse den Erreger in Bestände hineintragen und hier weiterverbreiten. Die Reinigung und Desinfektion spielt bei der Leptospirose eine besonders wichtige Rolle, was in der Gruppenhaltung der Sauen besonders schwierig zu realisieren ist. Die Abteile sollten im Rein-Raus-Prinzip belegt, sorgfältig gereinigt und anschließend mit einem DVG geprüften Desinfektionsmittel desinfiziert werden. Treibewege, Tierwaagen und Transportfahrzeuge dürfen im Hygieneregime nicht außer Acht gelassen werden.
Seit Kurzem gibt es in Deutschland einen zugelassenen Kombinationsimpfstoff, der neben Leptospirose auch gegen Rotlauf und Parvovirose schützt.
Gesetzliche Regelung
Bei der Leptospirose der Schweine handelt es sich um eine meldepflichtige Tiererkrankung. Die Leptospirose zählt zu den Zoonosen, sie ist eine vom Tier auf den Menschen übertragbare Erkrankung.